Mit künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigten sich die Teilnehmer der motio-Netzwerktage in Frankfurt am Main. Lars Winter, Mitarbeiter der Goethe-Universität Frankfurt, referierte zum Thema künstliche Intelligenz unter dem Titel „Digitale Transformation gestalten – Überlegungen zu einem intelligenten Umgang mit künstlicher Intelligenz“.

Winter beleuchtete die KI nicht nur aus rein technischer Sicht, sondern auch aus einer gesellschaftswissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Perspektive. KI eröffne verantwortungsvoll eingesetzt Chancen für unser Land und für jeden einzelnen, berge aber auch Gefahren, zum Beispiel „das Ende der Freiheit“, denn „Algorithmen ... laden uns ein, unsere Freiheit nicht zu gebrauchen“ mahnte er unter Verweis auf eine jüngste Publikation. Freiheit meint dabei nicht nur Entscheidungsfreiheit, sondern Freiheitsgrade der Entwicklung, die durch ein „Spiel der Korrelationen“ eingeschränkt werden könnten.

Lars Winter stellte „zum intelligenten Umgang mit einer nicht ganz so intelligenten Technologie“ folgende Forderungen auf:

1. Eine Ethik der KI mit folgenden Prinzipien:

  • Handeln zum Wohle des Menschen
  • Schadensvermeidung
  • Bewahrung der menschlichen Autonomie
  • Gerechtigkeit
  • Erklärbarkeit / Transparenz
  • Rechtfertigung

Dazu brauche es 2. Regulierungen und Leitlinien, die über bestehende Ansätze hinaus gehen – dies sowohl auf Ebene privatwirtschaftlicher Unternehmungen, insbesondere aber auch politischer Ebene im Sinne des Schutzes subjektiver als auch politischer Freiheiten.

Dazu gehöre 3., so Winter weiter, essentiell die „aufgeklärte“ Übernahme von Verantwortung:

  • KI „aufgeklärt“ einsetzen
  • Entscheidungen reflektiert treffen, Entscheidungssouveränität nicht an KI-Systeme delegieren
  • Muster reflektieren und begründen

4. Erziehung zur Mündigkeit im Sinne von Daten- und Computerkompetenz

Herr Winter endete – wie kann es auch anders sein, wenn man von der Goethe-Universität Frankfurt kommt – mit einem längeren Zitat eines der zentralen Denker der sog. Frankfurter Schule – Theodor W. Adorno:
„Mündig ist der, der für sich selbst spricht, weil er für sich selbst gedacht hat und nicht bloß nachredet; der nicht bevormundet wird. Das erweist sich aber in der Kraft zum Widerstand gegen vorgegebene Meinungen und, in eins damit, auch gegen nun einmal vorhandene Institutionen, gegen alles bloß Gesetzte …. Solcher Widerstand, als Vermögen der Unterscheidung des Erkannten und des bloß konventionell oder unter Autoritätszwang Hingenommenen, ist eins mit Kritik, deren Begriff ja vom griechischen krino, Entscheiden, herrührt. Wenig übertreibt, wer den neuzeitlichen Begriff der Vernunft mit Kritik gleichsetzt.“

Dies sind nur einige Ansätze und Denkanstöße zum intelligenten Umgang mit künstlicher Intelligenz die Lars Winter den Zuhörern seines Vortrages während der motio-Netzwerktage mit auf den Weg gab.

Sein Referat hat die Teilnehmer beeindruckt und das Thema KI nicht nur aus rein technischer Sicht beleuchtet und damit den ein oder anderen zur kritischen Auseinandersetzung und verantwortungsvollem Umgang mit dieser neuen Technik bewegt.

zuhoerer